Unsere Geschichte beginnt im Jahre 1878 mit Thomas A. Edison, alsl er mit seinem Phonographen den Grundstein für die ersten Tonaufzeichnungen legte. Limitiert durch die verfügbare Technik, erfolgte die Aufnahme direkt und unbearbeitet auf einen Wachszylinder, lediglich die Anzahl und Positionierung der Musiker vor dem Schalltrichter variierten das Ergebnis.
Die nächste große Erfindung namens Schellackplatte in Kombination mit Kohlemikrofonen brachte nur geringen klanglichen Fortschritt, löste jedoch das Problem der Reproduktion. Erlaubte Edisons System gerade einmal acht Kopien, ließen sich von Emil Berliners runder Scheibe beinahe beliebig viele Duplikate erstellen. Das erste kommerziell nutzbare Massenmedium für Musikliebhaber war geboren.
Beim eigentlichen Produktionsablauf ergab sich jedoch wenig neues. Mikrofonierung, Livemischung und Aufzeichnung auf Schellack führten die selben Techniker in einem Arbeitsprozess durch. Anschließend entstand per Galvanisierung die Master-Vorlage und daraus Pressmatrizen für die maschinelle Vervielfältigung. Verspielte sich ein Musiker oder ging beim nachfolgenden Transfer etwas schief, begann der Prozess von vorne, die Aufnahme wurde nicht nur sprichwörtlich „in die Tonne“ geworfen.
Revolution Tonband
Erst der Durchbruch der magnetischen Tonaufzeichnung in Form der Bandmaschine brachte 1935 neuen Wind in die Aufnahmeverfahren. Neben einer gesteigerten Soundqualität setzten vor allem Multi-Track-Recording und Overdub neue Maßstäbe. Einzelne Instrumente konnten nun getrennt aufgezeichnet und Spielfehler rückwirkend verbessert werden. Diese fantastischen Möglichkeiten lösten die runden Scheiben schnell als primäres Aufzeichnungsmedium ab und unterteilten den Produktionsablauf in Aufnahme und Mischung.
Die fertigen Tonbänder gelangten anschließend in die erfahrenen Hände eines Cutting Engineers. Dieser kümmerte sich in einem speziellen Maschinenraum um den reibungslosen und perfekten Transfer auf die noch rohe Masterfolie. Zu viel Pegel oder ein zu breiter Bass konnte den Rohling, aber auch den teuren Stichel der Schneidemaschine irreparabel beschädigen und so wagten sich nur Profis an diesen heiklen Schritt.
Im Bestreben den Transferprozess zu optimieren, entdeckten sie schnell, dass sich durch Equalizer und Dynamiktools der Klang, der Signal-Rauschabstand und die Lautheit auf dem Zielmedium weiter verbessern ließen. Gerade Letzteres stand auf den Wunschlisten der Plattenfirmen weit oben, denn angeblich wurden laute Titel auf den damals üblichen Jukeboxen öfters abgespielt als leisere Konkurrenz. Und so entwickelte sich aus dem Cutting- & Transfer-Engineer zudem ein Spezialist der finalen Klangbearbeitung, der uns bekannte Mastering Engineer. Die Mastering Labs LA um Duke Sax gehörten 1967 zu den ersten unabhängigen Mastering Studios.
Von der Vinyl zur CD
Nach fast einem Jahrhundert treuer Dienste, begann 1982 mit der Einführung der Audio Compact Disc das langsame Aus für die Schallplatte und damit eigentlich auch das Ende für alle Mastering Studios.
Zwar gab es Anfangs noch Herausforderungen mit der ungewohnten digitalen Technik, als technisch und klanglich überragendes Produkt benötigen CDs jedoch keine besondere Bearbeitungen wie RIAA Entzerrung, Kompression oder elliptische Filter. Ist der Input erst in Nullen und Einsen gewandelt, lässt sich jede beliebige Quelle ohne Qualitätsverlust darauf speichern. Zudem verlagerte sich die Produktion der finalen Master Discs aufgrund der teuren und komplexen Technik vollständig in die Presswerke.
Im Kampf gegen die drohende Arbeitslosigkeit, verlegten Mastering Studios ihren Schwerpunkt auf kreative Klangoptimierungen von bereits fertigen Mischungen und sorgte für technisch einwandfreie Premaster, die auf U-Matic oder als DDP als Vorlage für den Glasmaster an die Presswerke weitergereicht wurden.
Heute
Springen wir 42 Jahre weiter in die Gegenwart, sind dank Internet und anhaltender Digitalisierung auch CDs schon beinahe Geschichte. So manch ein Hit entsteht ohne besondere Technik und Budget komplett in der DAW und ist nur einen Mausklick später als Download oder Stream für Milliarden Konsumenten verfügbar.
Wo der Mixdown aufhört und klassisches Mastering als Summenbearbeitung beginnt, lässt sich nur noch schwer sagen, der Trend geht zu einem fließenden Prozess in dem man sich alle Optionen bis zum Ende offen lässt. Die Zukunft des Masterings als externe Dienstleistung liegt daher vermutlich noch mehr in der Beratung, als letzte Revisionsinstanz vor der Veröffentlichung und der Fehlerbeseitigung. Mit anderen Worten: „to repair what others have fixed“