Mastering steht für die finale klangliche und technische Optimierung einer ansonsten fertigen Audioproduktion. Als letzter Schritt in der Produktionskette wird das Beste aus dem Material heraus geholt und der Song für eine Veröffentlichung auf CD, Vinyl oder MP3 vorbereitet.
Klanggestaltung
Zu den wichtigsten Punkten gehört die künstlerische Klangbearbeitung. Als letzte (unabhängige) Instanz gibt der Mastering Engineer einer Produktion den „finalen Schliff“, oder rettet notfalls, was zu retten ist. Dabei wird er von folgenden Zielen geleitet:
- Vorhandene Defizite der Mischung müssen ausgeglichen werden.
- Das Master soll später unter allen Hörbedingungen gut oder zumindest brauchbar klingen: im Radio und in der Küche genauso wie in Diskotheken oder über Kopfhörer auf dem MP3-Player.
- Auf Alben und Sampler werden die einzelnen Songs so in Pegel und Frequenz bearbeitet, dass ein homogenes Gesamtbild entsteht. Danach werden die finale Reihenfolge, die Fades am Anfang und Ende der Lieder und die zeitlichen Abstände (Pausen) dazwischen festgelegt.
Generell fallen alle Bearbeitungen nur vorsichtig und so gering wie möglich aus, um ungewollte Klangveränderungen, Rauschen oder zusätzliche Verzerrungen auszuschließen. Hochwertige Geräte und professionelle Software unterstützen dieses Bemühen.
Alle anderen Formen der Klangbearbeitung, und dazu gehören „Veredelung“, „Trendanpassung“ und „Lautheitssteigerung“ sind optionale, zusätzliche Schritte und gehen über die eigentliche Intention einer finalen Revision hinaus.
Mastering soll als Kunst die Schönheit eines Werks erfassen und perfektionieren. Ein passender Vergleich ist das Color Grading beim Film oder die Positionierung eines Gemäldes in der Ausstellung. Obwohl das Werk bereits vollständig und komplett ist, kann die optimale Position und das richtige Licht seine Stärken und Vorzüge herausarbeiten.
If your mix has problems, you’re going to struggle to get an great-sounding mastered record. Mastering isn’t the place for fixes, rather it’s the art of balance
Conor Dalton, Glowcast Mastering, CM-Special 2014
Restauration
Ist eine Klangquelle beschädigt, mit Störgeräuschen behaftet oder weist andere Defizite auf, erfolgt eine Restauration. Wie bei einem Kunstobjekt werden die Missstände durch spezielle Techniken und Plugins vorsichtig beseitigt, wobei es gilt, die Balance zwischen notwendiger Verbesserung und ungewünschten Klangveränderung abzuschätzen.
Um Tonbänder, Schallplatten und andere Datenträger einzulesen, ist zudem ein umfangreiches Wissen über die Wiedergabegeräte und ihre Eigenarten notwendig. Nur optimal justiert und zum Medium passend erhalten wir den besten Sound.
Kodierung
Am Ende aller künstlerischen und klanglichen Bearbeitung steht die Anpassung für das Zielmedium an.
Soll das Material auf eine Audio CD, erfolgt ein zusätzliches PQ-Coding. Als Fachbegriff für „eine CD brennen“ ist dieser Vorgang mit dem Authoring für DVDs und BlueRays im Videobereich vergleichbar. In einem speziellen Editor werden die einzelnen Titel in der festgelegten Reihenfolge angeordnet, das Inhaltsverzeichnis mit CD-Text, ISRC und allen anderen notwendigen Einträgen programmiert. Heraus kommt eine Red Book kompatible DDP-Datei die von jedem Presswerk akzeptiert wird.
Ist hingegen eine Veröffentlichung auf Streaming-Plattformen oder Download geplant, kümmert sich Mastering um die optimale Kodierung in die passende Datenform. Dezente Anpassungen in Pegel, Klang und Dynamik verbessern das Ergebnis für einzelne Anbieter wie iTunes, YouTube oder Dienste wie Spotify.
Premastering
Genau genommen gehören alle bisher genannten Tätigkeiten in den Bereich des Premasterings. Das eigentliche Mastering, der Transferprozess auf die Pressvorlage, findet erst nachfolgend statt. Bei Audio CDs im Presswerk durch den Glasmaster, bei Schallplatten sobald die Vinylschneidemaschine angeworfen wird.
Entsprechend müssten Mastering Studios eigentlich Premastering Studios heißen, da sie in der Regel nur einen Premaster erstellen. Zum Glück haben es diese Spitzfindigkeiten nicht in den allgemeinen Sprachgebrauch geschafft.