Was, wie und wie viel ?

Eine Dynamikbearbeitung beim Mastering verfolgt mehrere, unterschiedliche Ziele:

  1. Eine herkömmliche Kompression, um störende Schwankungen auszugleichen und insgesamt einen homogenen, kompakten Mix zu erzeugen
  2. Eine gezielte Veränderung und Veredelung des Klangs durch entsprechende Geräte
  3. Eine Steigerung der Lautheit, um auf gängige Werte kommerzieller Produktionen zu gelangen

Während Punkt Eins für ein angenehmes Hörerlebnis durchaus notwendig ist, gewinnen wir durch die erhöhte Lautheit nichts, außer eben erhöhte Lautheit.

Zielwerte Lautheit

Einen absoluten Zielwert für die finale Lautheit oder Restdynamik anzupeilen, ist ebenso kontraproduktiv, wie stets das selbe EQ-Preset auf die Mischung zu legen. Je nach Art der Musik, Intention der Künstler, persönlichem Geschmack des Engineers und aktuellem Trend setzt die Lautheit und verbleibende Restdynamik andere Ansprüche. Im Zweifel sollte lieber das klanglich bessere und dynamischere Produkt dem maximal Möglichem vorgezogen werden. Der direkte Vergleich bei selber Lautheit ist hierfür essenziell.

Ein Blick auf gängige Rock und Pop Hits zeigt, dass Werte um -8 (LU/RMS/DR) durchaus brauchbar sind, auch wenn sich Experten wie Bob Katz oder Friedemann Tischmeyer eine Tendenz Richtung -14 wünschen, die mittlerweile auch von vielen Streamingplattformen als Standard betrachtet wird. Vermutlich liegt der alltagstaugliche Bereich für die meisten Produktionen irgendwo dazwischen.

Death Magnetic Beispiel
Dieser Song von Metallica schießt weit über den eingestellten Referenzwert von -9 LU hinaus.

Expansion

Manchmal ist zur vollkommenen Perfektion auch das genaue Gegenteil einer Kompression erforderlich. Down- und Upward-Expander sowie Transienten Tools können verlorene Mikrodynamik zurück bringen und ein Griff zum Fader verstärkt die dramaturgischen Unterschiede der einzelnen Songabschnitte. Ein guter Aufbau glänzt ähnlich wie bei Filmton durch einzelne laute Ereignisse die aus der Masse herausragen, ohne dass der Rest zu leise wirkt.

Ist eine Mischung bereits „tot“, überzeugt eine nachträgliche Expansion nur in seltenen Fällen. Wie so oft wäre der Schritt zurück, in einen luftigeren und dynamischeren Mix besser.

Waves Rcomp Expander
Mit einer Ratio unterhalb von 1:1 agiert der RComp als Expander und haucht dem Material etwas mehr Lebendigkeit ein

Anzeige