Wer den Kompressor beim Mixdown beherrscht, hat auch beim Mastering leichtes Spiel. Die Grundlagen bleiben die selben, es geht lediglich etwas sanfter zur Sache und wir nutzen die ein oder andere Spezialfunktion.
„Sanft“ in technischen Daten bedeutet eine Ratio um 2:1 oder darunter und die Gain Reduction blinkt leicht in den ersten vier Dezibel. Mit einer schnellen Attack und lange Release vermeiden wir hörbare Pumpeffekte – außer sie sollen als kreative Komponenten den Song unterstützen. Ansonsten gibt es natürlich eine Reihe an Möglichkeiten wie etwa:
- Dicker Sound: schnelle Attack, mittlere Ratio bei recht hoher Gain Reduction
- Natürlicher Sound: langsame Attack, sehr geringe Ratio und sehr geringe Gain Reduction
- Mehr Punch: langsame Attack bei mittlerer Ratio und höherer Gain Reduction
- Pumpen: schnelle Attack, an den Beat angepasste Release und hohe Ratio
Stereo verknüpfen
Ein Stereokompressor kann das eingehende Signal auf zwei unterschiedliche Arten bearbeiten: als Dual Mono oder gelinktes Stereo. Beides ist fürs Mastering geeignet und je nach Situation erforderlich.
Nach Lehrbuch verhindert die Verknüpfung beider Kanäle über „Link“ Schwankungen im Panorama da beide Kanäle gleichzeitig die selbe Gain Reduction erfahren. Dieser Modus ist in den meisten Plugins Standard und liefert gute, sowie neutrale Ergebnisse.
Songs mit langweiligem, statischen Panorama profitieren hingegen von Dual Mono. Die minimalen Lautstärkeunterschiede von Links zu Rechts erzeugen Bewegung und Breite.
Side Chain Filter
Ärgern uns starke Bassanteile, hilft ein Low Cut im Side Chain. Durch die Dämpfung im Steuerweg ignoriert der Kompressor Bass und Kick, vermindert Pumpen und generiert einen noch durchsetzungsfähigeren Sound. Je nach Material und Stärke der Kompression liegt die Filterfrequenz zwischen 60 und 200 Hertz.
Multiband
Der Wunsch nach starker Verdichtung und mehr Kontrolle wird durch den Multiband Kompressor erfüllt. Moderne Geräte wie der C6 erlauben sechs und mehr Bänder mit jeweils individuellen Settings.
Was den einen erfreut, ist für viele Engineers schon wieder zu viel des Guten, denn viele Möglichkeiten ermöglichen auch vielen Fehler und ungewollten Klangveränderungen. Bereits die Aufteilung auf zwei Bänder, so dass Bass und der restliche Frequenzbereich separat bearbeitet wird, bringt deutliche Vorteile. Gute Ausgangswerte sind 100 und 1.25 kHz als Trennfrequenzen.
MS Kompression
Schlägt die Stereobearbeitung fehl, lohnt ein Versuch das Signal in Mitte und Seite zu wandeln. Durch die neue Verteilung ergeben sich Möglichkeiten wie:
- Eine getrennte Bearbeitung von mittigen Instrumenten (z.B. Gesang) und Effektanteilen
- Einfluss auf die Stereobreite durch entsprechende Anpassungen im Seitenkanal
- Kreative Pumpeffekte ohne Einfluss auf den Effektanteil
In vielen Bus- und Mastering-Kompressoren ist MS bereits fest verbaut, ansonsten kann durch einen entsprechenden Konverter jedes Dual-Mono Plugin verwendet werden.
Parallele Kompression
Die aus dem Mixdown bekannte New York Style oder Parallele Kompression erfüllt auch beim Mastering ihren Zweck: der Sound wird verdichtet und dick, ohne dabei die Transienten zu verlieren. Die Einstellung dürfen dabei mit hoher Ratio, schneller Attack und eher langsamer Release gewohnt „aggresiv“ bleiben.
Zusammenfassung
Alles ist erlaubt und ist es dem Zweck dienlich, jede nur denkbare Kombination möglich. So lässt sich beispielsweise in Ozone ein vierfach Multiband mit parallelem M/S Modus betreiben und so zumindest in der Theorie jedes Problem beheben. Oft reicht ein einfacher Singleband mit gefilterten Bässen jedoch völlig aus.