Tonbänder sind digitalen Aufnahmen überlegen

Wer ist schuld wenn die Aufnahme kalt, steril, flach und ohne Druck erklingt? Natürlich der Harddisk Recorder beziehungsweise unsere DAW. Weshalb genau weiß zwar niemand so recht, vielleicht liegt es an der „geringen“ Abtastrate, aber zumindest eines ist klar: mit einer Bandmaschine wäre so etwas nie passiert – sagt man zumindest.

Analoges Tonband besitzt tatsächlich eine nahezu unendlich hohe Auflösung, doch ist dies am Ende wenig relevant. Es sind viel mehr kleine Ungenauigkeiten, nonlineare Frequenzgänge und sogar Störgeräusche die für „Wärme„, „einen schönen Charakter“, „breite räumliche Abbildung“ oder „mehr Druck im Bassbereich“ sorgen. Und weil dies durchaus gewollt sein kann, schmeißen so manche Studios auch heute noch die alten Schätzchen von Studer und Revox an.

Warum es anders klingt

Streng genommen gibt es nicht den einen Bandmaschinen Sound, sondern zahllose Varianten. Jedes Modell besitzt seinen eigenen Charakter und variiert zusätzlich durch zunehmende Alterung, Abnutzung, den verwendeten Tonkopf, Bandtyp, Vorschub und der eingestellten Bias.

Ein Blick auf die Frequenzebene offenbart nonlineare Aufnahme- und Wiedergabe-Verläufe die, ähnlich dem Frequenzgangs eines Mikrofons, Einfluss auf den Klang besitzen. Besonders auffällig ist dabei der Tief- und Hochton-Bereich. Während hohe Frequenzen durch geringe Bandgeschwindigkeiten eher gedämpft sind, erlebt der Bass zwischen 30 und 120 Hertz einen Hub von bis zu 4 dB. Dieses als „Head Bump“ bekannte Verhalten ist ein unvermeidbarer Nebeneffekt des Tonkopfes bei der Wiedergabe.

Weitere Klangveränderungen lassen sich auf Gleichlaufschwankungen (Flutter & Wow), sowie Diskrepanzen und Übersprechen zwischen den einzelnen Spuren zurückführen. Diese führen zu ständigen Modulationen, minimalen Zeitverzögerungen, Phasenverschiebungen und Tonhöhenänderungen.

13db Headbump Bandmschiene Analog Messkurven
Drei Messkurven verschiedener Bandmaschine mit typischen Head Bump und Höhenbeeinflussung

Fazit

Die vielen genannten „Unsauberkeiten“ machen aus einem Tonband zwar kein technisch perfektes Gerät, wenn man so möchte dafür ein umso musikalischeres. Und da am Ende der Klang und nicht irgendwelche Messwerte entscheiden, kann der Einsatz analoge Bandmaschinen selbst heute noch sinnvoll sein.

Alternativ erzeugen wir die Färbungen auf digitaler Ebene über authentischen Tape Emulationen, dies bereits bei schmalen Geldbeuteln überzeugen. Hierzu gehören: TB ReelBus, T-RacksS Tape Machine Collection, Slate Virtual Tape Machines oder Waves Kramer Master Tape.

Wer den unbekannten Algorithmen nicht vertraut oder lieber die volle Kontrolle über jeden Parameter in der Hand halten möchte, baut seine persönliche digitale Bandmaschine einfach selbst. Mit einer geschickten Kombination aus EQ, Sättigungeseffekten, Delay und Stereotools lässt sich nahezu alles simulieren. Probier es aus!

13 Headbump Bandmaschine Künstlich
Ein „head bump“ ist in Sekundenschnelle mit dem Equalizer simuliert
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