Von deutscher Seite aus, versucht(e) Friedemann Tischmeyer zusammen mit der Pleasurize Music Foundation den Kampf gegen Dynamikschändung voran zu treiben.
Neben Aufklärungs- und Lobbyarbeit ist ein wichtiges Instrument das DR-Meter. Dieses ermittelt den Pegelunterschied von RMS zu Peak und generiert daraus die Dynamic Range, sprich die momentane Restdynamik des Musiksignals. Werte über DR14 gelten dabei als höchst audiophil und luftig, während die Annäherung zu Null von starker Dynamikbeschränkung kündet.
Für eine faire Beurteilung muss der Wert allerdings immer im Zusammenhang mit der Musikrichtung betrachtet werden. Während Jazz mit DR10 bereits Frevel darstellt, ist dies für eine Pop-Produktion durchaus ein gutes Ergebnis.
Pläne
Geht es nach Tischmeyer und seinen Anhängern prangen bereits seit Juli 2012 Aufkleber mit dem durchschnittlichen DR-Wert des Albums auf jeder CD. Zusätzlich werden alle Lieder die DR14 unterschreiten entsprechend im Pegel reduziert. Dies soll einen einheitlichen Lautheitsstandard garantieren und die Vergleichsmöglichkeit verbessern.
Trotz über 20.223 Befürwortern (Stand Juni 2014), die vom Musiker bis zur Plattenfirma reichen, hat sich seitdem jedoch Nichts getan. Dies spiegelt sich auch in der ungepflegten Homepage (falls überhaupt noch erreichbar) und den kaum benutzten Foren wieder. Zudem hagelte es Kritik, dass viele Features und Tools erst bei einer kostenpflichtigen Mitgliedschaft bereitgestellt werden. Die Webseite scheint zudem nun offline zu sein.
Metering
Auch wenn sich die Bewegung mittlerweile im Sande verlaufen hat, bleibt die Idee der Dynamik Range durchaus interessant und kann produktiv bedenkenlos verwendet werden.
In kommerzieller Form stehen hierfür das MAAT DRMeter und das bx_meter von Brainworxx bereit, wobei letzteres mit ein paar Extrafeatures aufwartet. Mit etwas Glück und Ausdauer findet sich in den Tiefen des Internets aber noch die kostenlose und nicht minder schlechte Originalversion des TT-Meters.
Alternativ bestimmen wir die Dynamic Range einfach „von Hand“: die Differenz von Peak zur RMS, VU oder LU lässt sich bei vielen Kombimetern optisch entnehmen. Voxengos Span Analyzer bietet sogar einen speziellen Density-Mode der in anderen Worten gleiches bietet.
Offline Meter
Für die massenhafte oder schnelle Auswertung gibt es neben den Realtime Plugins ebenfalls eine Stand Alone Offline Variante. Einfach die gewünschten Audiodateien hinein ziehen und innerhalb weniger Sekunden erfahren wir die Dynamic Range.
Diese ist, wie ursprünglich angedacht, besonders bei kompletten Alben oder Musikstilen im laufe der Jahre interessant. Auf der Seite dr.loudness-war.info können die Ergebnisse (über 153.000 Alben) hochgeladen und verglichen werden.
Ein paar Analysen in den Tiefen meiner nicht repräsentativen Musiksammlung ergaben folgende Durchschnittswerte:
- 80er Jahre Musik: DR12
- Freestyle von 2002: DR9
- Buena Vista Social Club: DR12
- Metallica – Death Magnetic: DR3
- Das beste von Jimmy Cliff (Reggea): DR14
- Bloodhound Gang (2002): DR8
- HipHop von 2000: DR9
- HipHop von 2011: DR8
- American Pie 1 OST 2000: DR7
- American Pie 3 OST 2003: DR6
- In Flames (1994): DR9
- In Flames (2002): DR6
- Rock’n’Roll die Anfänge: DR11
- Rock’n’Roll in den 70ern: DR13
- Dance Charts 2006: DR8
- Dance Charts 2012: DR5
Leider ist auch das original TT-Offline Meter nur noch schwer zu finden. Eine gute und vor allem modernere Alternative ist DROffline MkII von Maat. Die Messung der integrierten Dynamic Range auf Grundlage der R128 liefert zudem noch relevanter Werte nach gängigen Standards.