Um Pressvorlagen oder eine Dublate zu erstellen, benötigen wir eine Vinly-Schneidemaschine (englisch: lathe für Drehbank). Neben modernen Geräten wie dem Phonecut verwendet der Profi natürlich eher alte Schätze wie eine Neumann VMS 70 oder VMS 80.
Der Schnitt
Zuerst kommt eine frische Masterfolie (master lacquer) auf den Schneideteller. Da so etwas heute nicht mehr bei jedem Supermarkt ums Eck erhältlich ist, hat sich die Cutting-Gemeinde auf Folien von Apollo, Transco oder MDC eingeschossen, die vorwiegend aus Japan importiert werden. Welche Folie am Ende genutzt wird, hängt immer vom verwendeten Stylus (Schneide-Stichel) ab.
Nun geht es an die Konfiguration der Schneidemaschine. Neben den generellen Einstellungen für Umdrehungsgeschwindkeit, Plattengröße und Vortriebsgeschwindgkeit, kann individuell die Schneidtiefe und der Schneidestrom eingestellt werden, falls der Kunde besonders laute Platten wünscht.
Ist alles perfekt, wird die Maschine gestartet, der Schneidekopf abgesenkt und der Zuspieler angeworfen. Damit die Masterfolie nicht verrutscht, wird sie per Unterdruck auf den Plattenteller gesaugt. Ab jetzt gibt es kein zurück mehr, Pausen und Unterbrechungen sind nicht mehr möglich.
Ein Saphir-Stichel am unteren Teil des Schneidkopfes schreibt nun eine endlose Rille von Anfang bis Ende. Damit er dies ohne all zu großen Kraftaufwand erreicht, wird das System zusätzlich erhitzt.
Abschließend erfolgt die optische Qualitätskontrolle per Mikroskop. Ob der Sound wirklich gut ist, weiß man allerdings an dieser Stelle noch nicht. Jeder Audiotest würde zu einer Qualitätsverschlechterung führen, die man natürlich nicht im Endprodukt haben möchte. Aus diesem Grund wird entweder ein extra Listening-Master erstellt oder der Sound später an einer der Mütter getestet.
Videos
- Herstellung der Masterfolie aus dem Discovery Channel Teil 1 – Teil 2
- Masterlabs – Cutting on Neumann
- Noch zwei Videos zum Schreibvorgang: VMS70, Mastercu.EU
- Platten mastern mit Vinylium Equipment
Links
Vater, Mütter und Söhne
Besteht die Masterplatte die Qualiätskontrolle, wird sie beschichtet und kommt in ein Nickelbad, um per Galvanisierung den Father (Matrix) zu erzeugen. Dieser kann bereits als Pressvorlage genutzt werden, wird jedoch meistens um Mother und Stamper ergänzt um entsprechend viele Kopien zu ermöglichen. Vorsichtige Hersteller wechseln ihren Stamper alle 10.000 Platten, spätestens jedoch alle 70.000 Schallplatten.
Für gewöhnlich sind Schallplatten auf beiden Seiten abspielbar und so werden zwei Stamper als Matrizen oben und unten in die Pressmaschine geschraubt. Darauf kommen die Etiketten und erst dann gibt man die vorbereitete warme Vinylmasse, auch Biscuit genannt, in die Mitte. Das ganze wird ca. 30 Sekunden bei 150 Grad und einem Druck von 80kg/cm gebacken.
Während die ersten Vinyls aufgrund des beigesetzten Rußes zwangsläufig schwarz wurden, ist die eigentliche Rohmasse heute farblos. Ob die Scheibe klassisch schwarz oder eine beliebig andere Farbe erhält, entscheidet der Kunde. Klanglich ergeben sich hierbei keine Unterschiede.
Die fertig Platte wird noch entgratet, eingepackt und fertig ist sie zum Verkauf.
Besser als tausend Worte und jede Grafik, können es dir die folgenden Filme erklären:
- Produktion von Schelllackplatten bei RCA Victor von 1942. Sehr sehenswert, denn im Prinzip hat sich daran heute nichts geändert. Teil1 – Teil 2
- Produktion von Vinyls bei RCA Vitor von 1956. Sehr ähnlich wie der obere Film, aber genau so genial. Teil 1 – Teil 2.
- How Vinyls Are Made
- DMAX erklärt uns wie Vinyls entstehen – Link