Als Disziplin der Summenbearbeitung ist Mastering gegenüber dem Mixdown deutlich eingeschränkter. Bereitet ein einzelnes Instrument Sorgen, lässt es sich nur schwer aus der Masse extrahieren und jede gewünschte Veränderung wirkt sich gleichfalls auf ungewollte Bereiche aus. So bringt ein EQ bei 2 kHz nicht nur die Stimme nach vorne, sondern auch Gitarren und andere Instrumente.
Doch Not macht bekanntlich erfinderisch und in den Tiefen der Werkzeugkiste gibt es eine elegante (und von der Industrie etwas zu stark „gehypte“) Lösung, die uns in manchen Fällen weiterhilft: die M/S Technik.
The truth ist, that the number of times that i use m/s processing in mastering is perhaps – once every couple of month – so it’s not that often.
Bob Katz
Ursprung
Spulen wir zu den Anfängen der Stereoaufzeichnung zurück, findet sich M/S als altgediente Mikrofonierungstechnik wieder. Eine Kugel nimmt das Mittensignal (M) auf, quasi den Monogehalt und eine Acht das Seitensignal (S), das die Differenz- oder Stereoanteile widerspiegelt.
Für die gewohnte Reproduktion in Stereo wird das Seitensignal gedoppelt, im Panorama hart aufgeteilt und ein Kanal in der Phase invertiert. Durch die variable Zumischung der Seite, lässt sich die Stereobreite zwischen 0 und 100% bestimmen.
M/S wird darüber hinaus im Rundfunk bei der UKW (FM) Übertragung eingesetzt und vom Radio decodiert. Ist der Empfänger Mono oder das Signal nur schwach, erhält der Hörer dennoch ein sauberes Mittensignal mit den wichtigsten Anteilen.
Umsetzung beim Mastering
Wenn sich aus M/S ein Stereosignal mit Links/Rechts erstellen lässt, ist auch der umgekehrte Weg möglich und dank der entsprechenden mathematischen Formeln sogar ohne Verlust. Zum Glück müssen wir in der praktischen Anwendung weder etwas berechnen noch irgendwelche Spuren in der Phase drehen, die ganze Arbeit übernehmen Plugins oder in den Geräte eingebaute Wandler.
Praktischer Nutzen
Die wahre Stärke der M/S Technik offenbart sich, sobald wir den „Inhalt“ der beiden Kanäle mit L/R vergleichen. Durch die Encodierung wandern alle zentral platzierten Instrumente wie Bass, Schlagzeug und Gesang in den Mittenkanal, während die breiten Effekte und stark gepannte Instrumente im Seitenkanal zu finden sind. Kombiniert mit Equalizer oder Kompressor, lassen sich bestimmte Bereiche noch effizienter Bearbeiten.
En- und Decoder
Geräte ohne integrierte M/S Matrix erweitern wir mit einfachen Tools wie Voxengo’s MSED um diese Funktion. Der gewünschte Effekt wird nach den Encoder gepackt und erhält so Anstelle von Links und Rechts ein Seiten- und Mittensignal. Eine abschließende Decodierung wandelt die Bearbeitung zurück in gewohnten Stereoton.
Möglichkeiten und praktische Beispiele
- „Mid Side Demystified“ – Tutorial zu den Möglichkeiten der M/S Bearbeitung
- M/S Explained with Ozone 4
- Mid Side Processing In Mastering – TheRecordingRevolution.com
- Mastering tutorial – M/S Technique
- Mid Side Mastering with the Fairchild 670 Compressor
- AudioTuts: How to use M/S Processing in Mastering
- Mastering with M/S