Wo gibt es die lustigsten aber auch verwirrendsten Berufsbezeichnungen? Ganz klar beim Film: ob Gaffer oder Best Boy, Clapper, Boom Man oder Grip – wer zum ersten Mal in diese Welt eintaucht, ist mit dieser Vielfalt leicht überfordert. Konzentrieren wir uns daher allein auf die Tonberufe und fangen ganz unten in der Nahrungskette an.
Am Set
Wer in diesem Business anfängt, startet meistens als Boom Operator oder Boom Man. Dies sind die netten Menschen, die stundenlang die Tonangel (Boom) über ihren Köpfen halten und damit die Dialoge der Schauspieler einfangen.
Zugegeben klingt das nicht gerade nach der anspruchsvollsten Tätigkeit, aber einer muss sie ja machen und nicht jeder hat die Ausdauer und Geschicklichkeit dazu. Spannend wird es vor allem, wenn man mit einem Mikrofon mehrere Personen angelt, ihnen dann bei Verfolgungsjagden hinterher rennt und zeitgleich dabei aufpassen muss, weder im Bild zu sein, noch einen Schatten zu werfen.
Der Boom Man arbeitet zusammen mit dem Production Sound Mixer oder (Original-)Tonmeister, der ihm als Chef des Audio Departments Anweisungen gibt, wann wo wie was zu machen ist. Nebenbei kümmert er sich um die Aufzeichnung und Pegel der Signale, schreibt Protokoll, ist die Schnittstelle zur Regie und Produktion, begutachtet Drehorte auf ihre Tontauglichkeit und sorgt dafür, dass die Tondramaturgie eingehalten wird. Sprich, klingt die Aufnahme am Ende grottig schlecht, trägt der Tonmeister dafür die Verantwortung.
Postproduktion
Ist der Film abgedreht, geht es weiter in die Postproduktion. Als Sprachtonmeister kümmert man sich um lippensynchrone Nachvertonung der Dialoge (kurz ADR für Automatic Dialogue Recording), während der Geräuschtonmeister zusammen mit dem Geräuschemacher aus den wunderlichsten Gegenständen Töne erzeugt, die später als Schritte, Feuerbruzzeln oder Türenschlagen zu hören sind.
All diese einzelnen Bausteine setzt anschließend der Sounddesigner zusammen und arrangiert sie so, dass zuletzt ein Kollege im Mischkino über hundert Spuren am Pult anliegen hat um daraus die finale Tonspur zu erstellen.
Wenn du dich übrigens wunderst, warum hier immer von Ton-XY-Meister die Rede ist – keine Angst, du brauchst dazu kein Studium in Detmold ablegen. In dieser Branche wimmelt es von Autodidakten und jeder der es sich zutraut darf gerne ein Meister sein.
Zusammenfassung
Das Leben am Set von Film und Fernsehen gehorcht eigenen Regeln und bildet ein spannendes unkonventionelles Ökosystem in der großen weiten Welt des Tons. Falls Du die Möglichkeit bekommst hier einmal hinein zu schnuppern, nutze die Chance, vielleicht ist es ja genau etwas für Dich. Konservativere Gemüter sind hingegen besser in der Postproduktion aufgehoben, die einen deutlich stärkeren „Studiocharakter“ aufweist.
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