Der International Standard Recording Code, kurz ISRC, ist eine zwölfstellige, alphanumerische Zeichenfolge um digitales Audiomaterial eindeutig zu identifizieren. Versteckt im Subcode einer Audio CD vereinfacht dies durch automatische Auswertung die Lizenzabrechnung im Radio, da Labelcode und EAN/UPC nur unzureichende Informationen liefern. Damit ist der ISR-Code für alle Labels, Produktionsfirmen aber auch beteiligte Künstler und sonstige Vergütungsberechtigten wichtig und vergleichbar mit der ISBN für Bücher, die Rückschlüsse auf Verlag, Author, Titel und andere relevante Daten ermöglicht.
Aufbau des Codes
Gemäß der 1986 verabschiedeten ISO-Norm 3901, besitzt der „Internationalen Standard Ton- und Bildtonaufnahmeschlüssel“ zwölf Stellen, die sowohl Zahlen als auch Buchstaben beinhalten.
Abschnitt | Bedeutung |
Land | Codiert in den ISO-Abkürzungen für Ländernamen geben die ersten zwei Stellen Auskunft über das Ursprungsland. So steht beispielsweise DE für Deutschland, CH für die Schweiz oder AT für Österreich. |
Erstvergabeschlüssel | Der Erstvergabeschlüssel besteht aus drei alphanumerischen Zeichen und gibt Auskunft über den Besitzer des Codes, beziehungsweise über das codierende Unternehmen. Die Kennung wird bei der Registrierung einmalig von der nationalen ISRC Agentur vergeben. So gehört etwa „D57“ zu Universal Music oder „A81“ zu RCA Deutschland. |
Erstauflage | Mit zwei Ziffern wird die Jahreszahl der Erstauflage angegeben. „12“ steht somit für das Jahr 2012. Interessant wird es somit im Jahr 2086, wenn „86“ sowohl für 1986 als auch für 2086 stehen kann… |
Aufnahmeschlüssel | Als fortlaufende, einmalig vom Besitzer zu vergebende Nummer, markieren die fünf Ziffern die eigentliche Aufnahme. Der erste codierte Song erhält die Nummer 00001, der zweite 00002, …. |
Code suchen
Welcher Code zu welchem Song gehört oder auch umgekehrt, können wir über die Onlinesuche der IFPI recherchieren.
ISR-Code beantragen und anwenden
Der Weg zum eigenen ISRC oder genau genommen zum eigenen Erstvergabeschlüssel führt uns zum Bundesverband Musikindustrie e. V. (BVMI) als Deutschlands einzige Anlaufstelle. Neben einer einmaligen Gebühr von 250 Euro für Nicht-Mitglieder benötigen wir ebenfalls einen Nachweis (Gewerbeschein) über eine bestehende Produktionsfirma, Label oder ein anderes Gewerk, dass sich offiziell für einen ISRC qualifiziert.
Sobald uns die dreistellige Kennung zugestellt wird, liegt alles weitere allein in unserer Hand. Damit bei der späteren Vergabe keine Fehler oder Wirren passieren, organisieren wir die Codierung am besten Zentral über eine verantwortliche Person. Idealerweise notieren wir zu jedem ISRC später nicht nur Titel und Artist, sondern auch alle anderen relevanten Daten wie EAN/UPC, Labelcode, beteiligte Künstler, …
Wann welcher Song eine Nummer bekommt und wie diese zu gestalten ist, verrät uns das knapp 20 Seiten starke ISRC Handbuch:
- Jeder ISRC darf nur einmal vergeben werden.
- Jede neue Song bekommt eine neue Nummer.
- Jeder modifizierte Song bekommt eine neue Nummer. Dazu gehört jede Art von Remix, eine Änderung der Spieldauer durch Schnitte und Fades oder Lieder, die remastert wurden.
- Der selbe Song auf verschiedenen Datenträgern bekommt hingegen keinen neuen ISRC. Ob auf Single, Album oder Sampler – solange nichts modifiziert wurde bleibt die Nummer erhalten. Ausnahme bilden lediglich Musikvideos, diese erhalten einen eigenständigen ISR-Code
Die eigentliche Codierung überlassen wir später dem Mastering Engineer. Dieser überträgt alle Informationen während dem (pre)Mastering in einen PQ-Editor, so dass der ISRC im Subcode der Audio CD hinterlegt wird.
Beispiel
Unser Label mit Sitz im Deutschland erhält vom BVMI den Erstvergabeschlüssel „XYZ“. Damit ist klar, jede im Jahr 2019 herausgebrachte Produktion erhält zunächst ein vorangehendes „DE-XYZ-19“ gefolgt vom fünfstelligen Aufnahmeschlüssel.
Der ISRC für den ersten Song ist somit „DE-XYZ-19-00001“, der zweite Song wird als „DE-XYZ-19-00002“ codiert. Wird Song Zwei zusätzlich als gekürzte Radio Edit herausgebracht, müssen wir dieser Version eine neue Kennung, etwa „DE-XYZ-19-00003“ vergeben.
Landet ein bereits veröffentlichte Aufnahme Jahre später auf einem Sampler oder Best-Of-Album, wird der ursprüngliche ISRC beibehalten. Ausnahme wäre lediglich ein Re-Mastering oder eine andere Veränderung.
Etwas schwieriger wird es, wenn die Rechte am Material unklar sind oder sich mehrere Firmen mit eigenen ISR-Codes um die Vergabe streiten. In diesen Fällen findest du die richtige Lösung im offiziellen ISRC Handbuch.
ISRC auslesen
Zur eigenen Kontrolle oder als beteiligter Künstler ist es manchmal erforderlich den ISRC aus einer bereits gepressten CD auszulesen, da sich dieser nicht wie der Labelcode aufgedruckt auf der Hülle befindet.
Hierfür greifen wir unter Windows am besten zu einem CD-Ripper oder Brennprogramm wie EAC, das mit großer Wahrscheinlichkeit die entsprechenden Daten aus dem Subcode extrahieren kann. Unter Linux und MacOS reicht hingegen ein einfaches Kommando im Terminal.
LINUX: cdrdao read-toc cda.toc MAC:drutil subchannel | grep ISRC
iTunes, Streaming & Co
Auch im digitalen Vertrieb spielt der ISRC eine wichtige Rolle, möchten wir an die uns zustehenden Ausschüttungen gelangen. Wo und wie die Kennung mit den einzelnen Liedern verknüpft wird, ist dabei vom jeweiligen Anbieter / Aggregator abhängig, wird jedoch meistens direkt nach dem Upload mit den anderen Metadaten erledigt. Laut Gearsluts sollten selbst bei einem speziellen Master für die jeweilige Plattform immer der original ISRC der CD verwendet werden.
Fremde ISR-Codes verwenden
Wer nur ab und an einen ISRC benötigt oder auf Grunde seiner Tätigkeit keinen eigenen Erstvergabeschlüssel vom BVMI erhält, kann auf spezielle „Reseller“ zurückgreifen, die gegen eine kleine Gebühr ein paar ihrer Nummern verkaufen. Ob das wirklich so die beste Idee ist, gerade wenn Ausschüttungen fließen und die rechtliche Lage nicht genau geregelt wurde …