Während wir uns im Alltag selten tiefgreifende Gedanken über Ampere, Volt, Drehstrom oder Absicherungen machen, sind ein paar Minuten Bedenkzeit bei der Planung von Veranstaltungen durchaus empfehlenswert. Wer möchte schon einen Blackout riskieren, sobald das Catering seine Kochplatten anwirft?
Schukosteckdose
Aus der heimischen (Schutzkontakt-)Steckdose gelangen 230 Volt bei einer Absicherung von 16 Ampere in die Wohnung und erlaubt eine angeschlossene Gesamtleistung von etwa 3680 Watt. Dieser Wert ergibt such aus der Multiplikation von Spannung mal Stromstärke (230 Volt * 16 Ampere = 3680 VA oder auch 3680 Watt) und ermöglicht jede Menge (ton)technische Geräte sicher an einer Leitung anzuschließen. Stromhungrige Geräte wie Küchengeräte, Staubsauger oder ein Föhn sollten hingegen besser einen individuellen Anschluss erhalten.
Drehstrom
Verglichen mit dem Bedarf in vielen anderen Bereichen ist eine Schukodose mit maximal 3840 Watt jedoch Kinderspielzeug. Eine wohl dimensionierte Beschallungsanlage zieht spielend mehrere tausend Watt, eine 6er Bar mit PAR-Scheinwerfern je nach Leuchtmittel bereits 1.500 bis 6.000 Watt und ein moderner LED Moving Head immerhin noch ein halbes Kilowatt – uns selten bleibt es nur bei einem dieser Geräte, so dass am Ende mehrere zehntausend Watt Bedarf entstehen.
In diesem Fall fließt der Strom aus IEC 60309-2 Steckverbinder, besser bekannt als CEE bzw. Cekon. Die roten Stecker und Buchsen existieren in den Stromstärken 16 A, 32 A, 63 A und 125 A, mit jeweils 400 Volt Nennspannung. In der größten Version erlauben die drei Wechselstrom-Phasen bis zu 50.000 Watt an einer Leitung.
Damit am Ende auch weniger stromhungrige Geräte mit 230 Volt Schukoanschluss versorgt werden, lässt sich Cekon über Unterverteilungen auf den gewünschten Bedarf adaptieren. Aus 32 A wird zum Beispiel einmal 16 A für den Dimmerschrank und drei mal einzeln abgesichertes Schuko für den normalen Bedarf.
Überprüfung & Messen
Elektrische Festinstallationen werden üblicherweise von einem Meister überprüft und abgenommen, so dass wir bedenkenlos unser Equipment anschließen können. Leider zeigt die Erfahrung, dass eine zusätzliche Kontrolle besser als blindes Vertrauen ist. Gerade im Ausland, beim Einsatz von Stromgeneratoren oder bei mobilen Aufbauen im Eventbereich sollte der Griff zum Multimeter oder Spannungsprüfer immer der Handgriff sein. Eine falsch aufgelegte Phase oder Fehlspannung und schon segnet unsere teure Hardware das zeitliche.
Aufbau und Spannungen
Im folgenden Bild siehst den Aufbau einer CEE 16A Buchse mit ihren drei Leitern, PE sowie N und die Spannungen die gemessen zwischen den einzelnen Kontakten herrschen sollten.
Messungen
Nullleiter – Phase
Nimm einen Spannungsprüfer, etwa ein digitales Multimeter (richtigen Messbereich einstellen!) oder einen Duspol und lege die eine Messspitze an den Nullleiter (N) sowie an die Phasen (L1, L2, L3). Die Spannung sollte hier round about 230 Volt betragen, kleine Abweichungen von etwa 10% sind vollkommen normal. Alles darüber oder darunter kann zu Beeinträchtigungen oder gar Schäden an den Geräte führen, auch wenn moderne Schaltnetzteile mittlerweile sehr gutmütig und flexibel sind.
Leiter – Leiter
Zwischen den Phasen L1-L2, L2-L3 und L1-L3 sollte ein Wert von 400 V plus minus herrschen.
Schutzleiter – Nullleiter
Die für den Menschen wichtigste Prüfung ist zwischen Nullleiter (N) und Schutzleiter (PE). Diese Verbindung muss stromfrei sein, andernfalls besteht Lebensgefahr!
Fehlstrom auslösen
Manche Messgeräte bieten die Möglichkeit den FI testweise durch einen Fehlstrom auszulösen. Dazu messen wir zwischen Schutzleiter und den Phasen und drücken den entsprechenden Knopf. Bevor du dies machst solltest du jedoch sicher sein, dass du oder ein Elektriker Zugang zum Sicherungskasten hat um den FI wieder zu aktivieren.
Tipps & Hinweise
- Plane die Stromverteilung gewissenhaft und mit genügend Reserven. Frage im Vorfeld den Strombedarf der einzelnen Teilnehmer und Gewerke ab.
- Bestimmte Aufgaben dürfen nur von Fachkräften oder zumindest unterwiesenen Personen durchgeführt werden
- Laste an Stromstationen und Unterverteilern alle Phasen gleichmäßig aus. Liegen beispielsweise alle Verstärker (hohe Belastung) auf Phase 1, das Mischpult (geringe Belastung) auf Phase 2, kann es zu einer Sternpunktverschiebung kommen, die im schlechtesten Fall aus dem FOH einen großen Klumpen Elektroschrott fabriziert
- Schuko Mehrfachsteckdosen sind immer das letzte Glied in der Verteilerkette. Hieran dürfen nur die Endgeräte jedoch keine weiteren Mehrfachsteckdosen angeschlossen werden.
- Achte bei Kabeln und Verteilern auf die Länge und den Querschnitt. Ob 2.5 mm oder 0.75 mm macht unter Umständen den Unterschied zwischen brennt und brennt nicht.
Shopping Guide
Der Namensgeber für den klassischen Spannungsmesser ist der Benning Duspol. Diese anwendungsfreundliches Tool zeigt über einfache LEDs oder ein kleines Display die aktuelle Spannung sowie weitere wichtige Informationen. Nachbauten anderer Firmen etwa Fluke sind natürlich ebenfalls empfehlenswert.
Etwas komplizierter sind Messungen mit dem Multimeter, das jedoch zeitgleich ebenfalls in anderen Bereichen einsetzbar ist. Auch hier wäre Benning oder Fluke eine gute Wahl im mittleren bis höherem Preissegment.
Um nur mal schnell zu testen ob überhaupt Strom auf der Leitung ist, gibt es noch die (nicht 100% zuverlässige) Messung über berührungslose Spannungsmesser (induktiv oder kapazitiv) etwa dem TESTBOY 114.
Ob man sein Leben und das von Kollegen deutlich günstigeren No-Name Geräte (eventuell ohne gültige Prüfzeichen) überlassen möchte, muss jeder für sich entscheiden, auch wenn diese meist vermutlich gut tauglich sind.