Passiv oder Aktiv? Als Säule, Line Array, Wedge mit oder ohne Sub? Wie groß, wie schwer, für wie viele Menschen und für welchen Zweck? Der Weg zur optimalen PA führt über viele Fragen und auf was es genau ankommt, verrate ich dir in diesem kleinen Guide.
Wie viel Watt darf’s denn sein?
Viele Käufer betrachten zuerst die Wattzahl der Anlage, dabei ist die elektrische Maximalleistung nur bedingt entscheidend. Wie bei einem Auto steht viel PS nicht gleichzeitig für eine hohe Geschwindigkeit oder agiles Fahrverhalten. Viel wichtiger ist der emittierte Schalldruck, denn zwei Anlagen mit der elektrischen Leistung können dank variablem Wirkungsgrad und Abstrahlverhalten durchaus unterschiedlich laut klingen. Generell gilt: ein gutes System ist für alle Musikrichtungen tauglich, von Rock bis Techno oder auch zur reinen Sprachbeschallung. Da gibt es keine großen Unterschied solange die Dimensionierung ausreicht.
Dimensionierung
Im Endeffekt geht es darum, eine bestimmte Fläche (Raumgröße) mit einer gewissen Personenanzahl (PAX = persons approximately) so zu beschallen, dass es auch in den letzten Reihen noch ordentlich rumst (ohne dass ganz vorne die Ohren bluten -> Delayline). Während für die Musiknacht in der Kneipe 300 Watt (Sinus nicht PMPO) bereits mehr als ausreichend sein kann, muss es in der Großraumdisko für 1000 Gäste schon das Zehnfache an Leistung sein. Die Faustregel liegt hierbei irgendwo zwischen 5-20 Watt pro Person, je nachdem ob InDoor oder OutDoor. Im Zweifel kaufe die Anlage lieber etwas zu überdimensioniert, so hast du einerseits Reserven und andererseits: leiser drehen geht immer.
Aktiv oder Passiv
Eine weitere Lebensentscheidung ist Aktiv oder Passiv. Dies betrifft nicht die Frequenzweiche, sondern ob der Verstärker in der Box integriert oder extern untergebracht ist.
Die einfachste und sicherste Wahl sind aktive Boxen. Hier sind alle Bauteile bereits ab Werk aufeinander abgestimmt, so dass Frequenzweiche, Treiber und Verstärkerleistung eine optimale Einheit ergeben. Zudem befindet sich alles platzsparend in einem Gehäuse, an das nur noch Strom und eine NF-Verbindung gelegt werden muss. Dies ist neben dem Gesamtgewicht auch der einzige negative Punkt – anstatt einem Kabel müssen eben immer zwei gelegt werden und schwere Boxen mit bis zu 40 Kilo alleine auf Stative oder ins Dach zu wuchten, ist weit ab vom ultimativen Spaß.
Bei passiven Systemen haben wir die ultimative Wahlfreiheit beziehungsweise die Qual der Wahl. Welcher Amp harmoniert am besten mit welcher Box? Hier kommt dann auch die Frage nach der Abstimmung auf. Eine 50 Watt Box benötigt nämlich nicht nur einen 50 Watt Verstärker, sondern mindestens 30%, besser gar 50% mehr an Power. Dies garantiert, dass der Box auch bei Spitzenlast genügend Leistung bereitgestellt wird. Zwar könnte dadurch theoretisch auch ein Lautsprecher durchbrennen, geschieht in der Praxis aber sehr selten, da er sein Ableben im Vorfeld durch einen unglaublich schlechten Sound ankündigt.
Viel eher killt man die Hochtöner durch unterdimensionierte Verstärker. Auf der Suche nach noch mehr Lautstärke sind diese irgendwann am Maximum und liefern dermaßen viel Verzerrung, dass sich die Kalotte freiwillig in den Suizid stürzt. Aber wie gesagt, keine Angst, so schlimm sind passive Systeme wirklich nicht.
Controller
Eine besondere Rolle spielen Controller-gesteuerte Systeme. Auch hier findet eine Trennung von Amp und Box statt, nur ist der Amp speziell für die Box zugeschnitten. Damit vereinen sie alle Vorteile von aktiven und passiven Systemen: die Box muss nur mit einem Kabel befeuert werden, der Amp weiß genau wie viel Watt er bereitstellen darf und wie die Frequenztrennung funktioniert. Zudem bedient der Controller meistens gleich mehrere Boxen und ist über das lokale Display oder Fernsteuersoftware individuell regelbar: Boxentyp, EQ-Verlauf, Delayzeit und was das Her(t)z begehrt.
Probehören
Ist eine Anlage in die nähere Wahl gerückt, solltest du sie zunächst anhören. Klingt deine Lieblingsmusik wie auf der Hifi-Aanlage, hat der Verkäufer entweder einen Summen EQ verwenet oder das System taugt nichts. PAs sollten einen möglichst linearen Frequenzverlauf besitzen und klingen „ungetuned“ gut, aber eher sachlich neutral. So haben wir später alle Möglichkeiten die Anlage an der Veranstaltungsort anzupassen.
Handling
Ordentliche Lautsprecher und Verstärken bringen ein ebenfalls ordentliches Gewicht auf die Waage. Bist du nicht gerade Stammkunde im Fitnessstudio, sollte das System besser mit Rollen kommen. Beim Transport kommen die Topteile auf die Subwoofer und schon gelangt das Material ohne Mühe vom LKW bis zu Bühne. Dort angekommen, macht sich dann auch ein durchdachtes Griffsystem bezahlt, um die Boxen zu stacken oder die Tops auf das Stativ zu heben. Gleichzeitig bieten geeignete Griffe eine gute Möglichkeit, das System mit Zurrgurten im Auto zu sichern.
Doch nicht jede PA kommt auf den Boden. Ein Blick in den Zubehörkatalog verrät, ob es entsprechendes Material zum „Fliegen“ und sonstige Spezialfälle gibt. Ebenfalls wichtig sind entsprechende Gewinde für Ringösen zum Absichern der ganzen Geschichte. Gutes „Riggingmaterial“ kann durchaus teuer werden, ist aber nötig, denn ein PA die ins Publikum einschlägt …
Auch sind Boxen selten von Haus aus direkt für Stative geeignet und müssen erst mit Schwenkbügeln ausgerüstet werden. Wobei uns diese fantastische Überleitung zu den Stativen bringt. Ist die Kasse knapp, wird an dieser „unwichtige“ Komponente gerne mal gespart – und da leider am falschen Ende. Unterhalb der Qualitätskategorie „K&M“ sollte nichts ins Lager kommen. Der Aufpreis zu den Billiganbietern macht sich deutlich in Gewichtsersparnis, Langlebigkeit und Sicherheit bemerkbar. Bei besonders schweren Boxen oder wenn du alleine aufbaust, sind Kurbelstative eine dankenswerte Hilfe. Diese sind zwar gut und gerne doppelt so schwer, dafür quetscht sie nicht die Finger beim ablassen. Ach ja, und vergiss beim Shopping nicht die Stativtaschen um das Material zu schonen, außer die Kunden stehen auf „abgerockte“ Hardware.
Kabel
So weit so gut, bis jetzt wird aus Anlage noch kein Ton kommen, weil wir die Kabel vergessen haben. Da bei Lautsprechern nicht nur zarte Strömchen fließen, sondern ordentlich Power, ist ein entsprechender Querschnitt von Nöten. Dadurch steigt natürlich auch der Preis pro laufendem Meter und wenn auch noch Spezialverbindung wie CA-COM zum Einsatz kommen, weine nicht beim Blick auf die Rechnung. Und natürlich brauchen wir Kabel in allem möglichen und unmöglichen Längen, falls der Verstärker doch mal wieder weiter weg als geplant stehen muss.
Nicht vergessen …
Zu guter Letzt denke auch an entsprechenden Transportbehältnissen, die Cases. Diese erst teure Investition rentiert sich vielmals, wenn auch nach Jahren im Einsatz kaum Macken im Holz, Dellen im Gitter, abgeschürfte Griffe oder defekte Bespannung zu finden sind.
In diesem Sinne, viel Glück beim Shopping.