Treffen starke Luftströmungen auf die empfindliche Membran eines Mikrofons, führt dies zu Verzerrungen sowie störenden Pop- und Ploppgeräuschen. Bei Sprach- und Gesangsaufnahmen finden wir dieses Phänomen vor allem bei den sogenannten Plosiven, etwa den Konsonanten B,P,D und T, die auch als Verschlusslaute oder Explosivlaute bekannt sind.
Da sich die Auswirkungen selten in der Nachbearbeitung oder durch Effektgeräte beseitigen lassen, müssen wir bereits bei der Aufnahme für eine Entschärfung der Situation sorgen.
Probier es aus: Halte deine Handfläche nahe vor den Mund und sprich langsam und deutlich die einzelnen Buchstaben des Alphabets. Die Explosivlaute erzeugen dabei starke, gerichtete Luftströmungen.
Windschutz
Der klassische Windschutz aus Schaumstoff ist zwar keine optimale, aber zumindest in Grenzen funktionale Lösung und bei den meisten Mikrofonen bereits im Lieferumfang enthalten. Das offenporige Material umschließt den kompletten Korb, sodass auch rückwärtige und seitliche Luftströmungen erfasst werden.
Leider sind mit dem „Überzieher“ stets merkliche Klangveränderungen, insbesondere abfallende Höhen verbunden und die tatsächliche Effizienz als Popkiller ist äußerst begrenzt. Damit ist ein Windschutz zwar „besser als Nichts“ und einen Versuch wert, für Aufnahmen im windstillen Studio greifen wir jedoch lieber zu anderen Hilfsmitteln.
Popkiller mit Gewebe
Der wohl beliebteste Studio-Popschutz ist rund, besitzt eine Durchmesser von mindestens 120 mm und verwendet als Abschirmung eine doppelte Stoffbespannung. Durch einen flexiblen Haltearm, kann er am Stativ befestigt und in einem variablen Abstand vor der Kapsel ausgerichtet werden.
Modelle in dieser Bauweise bremsen schnelle Luftströmungen, wobei sich die Effizienz mit zunehmendem Entfernung zum Mikrofon erhöht. Als netter Nebeneffekt wird „feuchte Aussprache“ vom Mikrofon ferngehalten und schont so das empfindliche Innenleben. Dem Sprecher selbst dient der Popkiller als Orientierungshilfe für den idealen Abstand.
Wer gerne bastelt, kann seine eigene Version aus einem flexiblen Stück Metall (Kleiderbügel) und einem dünnen Nylongewebe (Strumpfhose), beziehungsweise in der „Profiversion“ mit einem Stickrahmen und einer Gewindestange zusammenbauen. Bei einem Preis von etwa 20 Euro für einen kaufbaren Popschutz lohnt dieser Aufwand, auch aufgrund der optischen Abstriche, allerdings kaum.
Popkiller aus Metall
Ebenfalls beliebt sind Popkiller mit einem Metallschirm. Die hier auftreffende Luft wird durch eine spezielle Form der Lochung umgeleitet und schießt so am Mikrofon vorbei.
In Sachen Optik und Usability punkten die meist rahmenlosen Konstruktionen mit einem schlanken Erscheinungsbild, das etwa Sprechern einen verbesserten Blick auf ihr Textmanuskript ermöglicht. Nutzen mehrere Anwender den selben Popfilter, sorgt die leicht zu reinigende Metalloberfläche für stets hygienische Bedingungen.
Praktische Alternativen
Abseits der klassischen Popschützer finden wir in auf- und ansteckbaren Varianten eine interessante Lösung. Manche Modelle lassen sich per Gummizug direkt an der Kapsel befestigen, andere an der Spinne oder der Schraubklemme des Stativs und passen sich so automatisch jeder Positionsänderung an.
Klangveränderungen
Jeder zwischen Schallquelle und Mikrofon gebrachte Gegenstand erzeugt unweigerlich Klangveränderungen, die zumindest messtechnisch erfasst werden können. Auch Popfilter sind davon nicht ausgenommen, die meisten Modelle schlagen sich jedoch hervorragend und reduzieren ihre Auswirkungen auf unbedenkliche Nuancen, die wir nur in einem direkten AB-Vergleich erahnen.
In der Praxis ist die reine Anwesenheit eines Popkillers wichtiger, als die Frage ob der Screen aus Stoff oder Metall und eher klein oder besonders groß ist.
Das Angebot
Die vorhandene Preisspanne für einen kommerziellen Popschutz ist erstaunlich hoch. Ein No-Name Modell startet bereits bei 10 Euro, Markenhersteller vertreiben ihre Produkte zwischen 30 bis 100 Euro und spielt Geld keine Rolle, sind auch 180 Euro für ein edles High-End-Modell durchaus möglich.
Viele werden ihrem Preis-Leistungsverhältnis jedoch nur bedingt gerecht, denn bereits die günstigen Varianten lösen ihre Aufgabe souverän. Für mehr Geld gibt es mit Glück eine bessere Verarbeitung oder ein besonderes Design. Oft scheint das aufgedruckte Markenlogo jedoch der einzige Unterschied zu sein.
Nehmen wir den gefühlten Industriestandard, den König & Meyer Popkiller 23956 beziehungsweise 23966 als Referenz, ist jeder mehr ausgegebene Euro eine reine Luxusentscheidung, klangliche Unterschiede können wir mit der Lupe suchen.
Stoffies
Modell | Straßenpreis |
Pauly P120 | 170 Euro |
Neumann PS15 | 85 Euro |
Shure / AKG / SE Popkiller | 45 Euro |
K&M 23956 | 19 Euro |
No-Name | 9 Euro |
Metaller
Modell | Straßenpreis |
Stedman ProScreen | 50 Euro |
SE Electronics Pop Screen | 30 Euro |
the t.bone MS 250 | 18 Euro |
Eine kleine Übersicht über die Funktion und den Klang verschiedener Popkiller zeigt der Vergleichstest auf Amazona.
Empfehlung
Aus pragmatisch-technischer Sicht gibt es wohl keinen Grund mehr Geld als für einen K&M Popfilter mit Stoffbespannung oder einen metallenen SE Electronics Pop Screen auszugeben. Wer sich dennoch ein paar Euro sparen möchte, greift einfach zu den Eigenmarken der Musikhäuser.
Weicht ein Popkiller im Design und Preis deutlich von den beiden genannten Modellen ab, sollte der Aufpreis sowie die Funktion kritisch hinterfragt werden. Bringt ein „Nachhallreduzierendes industrielles Wellendesign“ wirklich mehr? Kann ein Popschutz der kein Licht durchlässt und mitten im Signalweg Plastikstreben besitzt wirklich funktionieren? Im Zweifel ausprobieren, vergleichen und notfalls zurück zum Absender (oder Mülleimer).
Anwendung
Der Aufbau und die Feinabstimmung eines Popkillers ist schnell erledigt und nahezu selbsterklärend: Mit der Klemme am Stativ befestigt, verbiegen wir den Haltearm so, dass sich die runde Stoff- oder Metallfläche etwa 5 – 20 Zentimeter in Einsprechrichtung vor der Kapsel befindet.
Die tatsächlich notwendige Distanz ergibt sich individuelle durch das verwendete Mikrofon und den Sprecher. Am besten beginnen wir bei etwa 5 cm und erhöhe den Abstand bis wir die perfekte Balance zwischen Pop-Reduktion und dem gewünschtem Klangbild gefunden haben.
Aufnahmen ohne Schutzeinrichtung
So praktisch ein Popkiller auch ist, das „große dunkle Loch“ wenige Zentimeter vom Gesicht entfernt stößt bei Musikern und Sprechern nicht immer auf uneingeschränkte Gegenliebe. In solchen Situationen ist es psychologisch besser auf den Filter zu verzichten und eine alternative Mikrofonposition auszuwählen.
Ein Großmembran mit Nierencharakteristik besitzt üblicherweise einen solch breiten Aufnahmebereich, dass wir es ohne starke Klangfärbungen auch abseits der optimalen Nullachse einsetzen können. Nach dem Motto „was den Membran nicht direkt trifft, kann auch nichts zu ploppen führen“, positionieren wir die Kapsel dafür außerhalb des direkten Gesichtsfelds. Ideal ist eine leicht erhöhte Position mit Ziel auf den Mund. Die Luftströmungen ziehen am Mikrofon vorbei, der Blick bleibt frei in den Raum und die Noten oder das Manuskript unverdeckt.