Neben dem eigentlichen Inhalt, einer tollen Auflösung und hübschen Grafiken, spielt für den Livestream auf Twitch, das Let’s Play in YouTube aber auch beim normalen Voice-Chat, die Qualität der Sprache eine wichtige Rolle. War einst das am Headset integrierte Mikrofon vollkommen ausreichend, greifen ambitionierte Gamer und Streamer mittlerweile zu Studioequipment um ihre Stimme perfekt in Szene zu setzen.
Was aufwändig und teuer klingt, ist zum Glück selbst für tontechnische Laien mit geringem Budget einfach umsetzbar. Bereits mit einer Investition von etwa 50 Euro heben wir den Klang und die Qualität unserer Sprachaufnahmen auf ein neues Niveau.
USB-Studiomikrofone
Auspacken, einstöpseln, Treiber installieren und schon kann die Aufnahme in der Lieblingssoftware beginnen. USB-Mikrofone reduzieren den Aufwand entgegen klassischen XLR-Geräten auf simples Plug & Play und bieten großartigen Sound ohne zusätzliche Vorverstärker oder Audio-Interfaces.
Ob ein solches Mikrofon gut klingt, entscheidet dabei nur bedingt der Preis. Natürlich steigt mit diesem die Wahrscheinlichkeit auf ein generell brauchbares und langlebiges Produkt mit vernünftigen technischen Werten, doch am Ende muss das Mikrofon zur Stimme passen.
Die Preisspanne der beliebtesten Geräte bewegt sich grob zwischen 30 und 250 Euro, wobei bereits viele günstige Modelle mit einer sehr guten Leistung überzeugen und bei richtiger Anwendung kaum von deutlich teureren zu unterscheiden sind.
Um an professionelle Sprachaufnahmen anzuknüpfen, kommen idealerweise Großmembranmikrofone mit Kondensatortechnik zum Einsatz. Wie der Name verrät, ist hier die Fläche der schallaufnehmenden Membran(e) besonders groß. Der Durchmesser liegt bei etwa einen Zoll (≈ 2 Euro Münze), wobei ein paar Millimeter mehr oder weniger unerheblich sind.
Für unsere Anwendung ist viel mehr interessant, dass durch diese Bauart der eingefangene Klang runder und wärmer wird. Unsere Stimme klingt angenehmer und schöner als mit „herkömmlichen“ Mikrofonen. Man könnte sogar sagen besser als in der Realität und dies ohne künstliche Nachbearbeitung.
Schöne Sprachaufnahmen gelingen mit Großmembran-Kondensatormikrofonen besonders gut, da sie den Klang färben.
Eine Auswahl
Aus der Masse an verfügbaren USB-Mikrofonen greife ich ein paar exemplarische Modelle heraus, die sich durch einen besonders niedrigen Preis, hohe Popularität oder einfach nur durch ordentliche Qualität und sauberen Klang auszeichnen.
Fun Generation USB One
Auf der Suche nach dem besten Mikrofon für den geringsten Preis ist, könnte uns das Fun Generation USB One glücklich machen. Das scheinbar mit dem Neewer NW-3U USB und Maranz Pod Pack 1 baugleiche Geräte, schlägt sich für lachhafte 25 Euro, beziehungsweise sogar nur 19$ unglaublich gut, wie das Review von Podcastage oder dieses Beispiel eindrucksvoll zeigt.
Natürlich finden wir an einem solch günstigen Produkt auch Defizite, etwa in der Verarbeitung, die technischen Werte könnten besser sein und der Sound ist nicht so „rund“. Für den geboten Preis jedoch durchaus sensationell und vermutlich jedem Gaming-Headset überlegen. Bevor wir zu „irgendetwas“ greifen, sollten wir diesen Mikrofonen definitiv eine Chance geben.
FiFine K670
Für etwa 50 Euro hüpft das lange Zeit als „Geheimtipp“ gehandelte K670 von FiFine auf unseren Schreibtisch. Wer für den knapp doppelten Preis eines USB One auch einen doppelt so guten Klang erwartet, wird jedoch enttäuscht, es „klingt halt anders“.
Als Besonderheit besitzt das Mikrofon einen zusätzlichen Kopfhörerausgang, der sowohl das Signal vom Computer als auch die eigene Stimme nahezu latenzfrei wiedergibt. Für die Lautstärke der Aufnahme sorgt ein frontal angebrachter Volume-Regler, der jedoch in Wechselwirkung mit dem virtuellen Mixer agiert, so dass für die perfekte Abstimmung beide Möglichkeiten justiert werden müssen.
Ein Ausführliches Review von Podcastage und EposVox, sowie ein Klangbeispiel bei Gesangs- und Instrumentalaufnahmen belegen die durchgängig gute Qualität.
Rode NT-USB
Mit gut 180 Euro spielt das Rode NT-USB in der oberen Preisliga der USB-Mikrofone und erfüllt nahezu alle Ansprüche an ein professionelles Arbeitsmittel. Die Verarbeitung und technischen Werte sind zusammen mit dem Klang auf einem sehr guten Niveau, lediglich der sehr kleine und damit fast unbrauchbare Ständer und das Plastik der Stativschelle trüben den Gesamteindruck.
Als praktisches Feature können wir den beigelegte Popkiller direkt am Mikrofon anbringen und ersparen uns so die sonst notwendige fummelige Variante mit Schwanenhals. Das Mikrofon lässt sich über den Treiber und den integrierten Kopfhöreranschluss ebenfalls als Klangquelle für das Playback sowie latenzfreies Monitoring der eigenen Stimme verwenden. Zwei seitlich angebrachte Regeln beeinflussen das Mischungsverhältnis und die Lautstärke am Ausgang.
Wie sich das Rode in der Praxis schlägt, zeigt unter anderem der Test vom Tech Boss.
Elgato Wave 3
Wenn jemand die besonderen Wünsche eines Streamers versteht, dann vermutlich die Macher des bekannten Stream Decks. Mit dem Elgato Wave:3 buhlt eine weiteres interessantes USB-Mikrofon um unsere Aufmerksamkeit. Das bei etwa 170 Euro angesiedelte Gerät, punktet vor allem mit praktischen und anwendungsfreundlichen Features.
In Sachen Hardware fällt zuerst der frontale Drehregler ins Auge. Je nach Einstellung kümmert sich dieser um die Lautstärke des Kopfhörers, den Aufnahmepegel des Mikrofons oder um das Mischungsverhältnis des Monitorings. Auf der oberen Seite sorgt ein weiterer, kapazitiver Taster für eine geräuschlose Mute-Funktion.
Wer möchte, kann all diese Funktionen natürlich auch per Maus und Software regeln und wird dabei über weitere Feature des hauseigenen Wave Link Mixers stolpern. In diesem lassen sich neben dem Mikrofon fünf weitere Klangquellen einbinden, im Pegel anpassen und auf zwei Ausgängen leiten. Dies ermöglicht einen vom Monitor unabhängigen Streaming-Mix mit individuellen Lautstärkeeinstellungen.
Sprecher die ab und an zu spontanen und vor allem lauten Gefühlsausbrüchen neigen, werden sich weiterhin über den zuschaltbaren „Clipguard“ freuen. Die als eine Art Auto-Gain agierende Funktion senkten den Pegel bei lauten Passagen zügig ab, so dass Verzerrungen nahezu ausgeschlossen sind.
Wie sich das Mikrofon klanglich gegen die Konkurrenz behauptet und wie es sich weiterhin in der Praxis schlägt, siehst und hörst Du am besten im Review von Podcastage.
Die technischen Daten
Guter Klang lässt sich nur bedingt an konkreten technischen Werten ablesen, ein paar grundlegende Eigenschaften sollte ein USB-Mikrofone jedoch besitzen:
- Wandlung: Der Analog-Digital-Wandler sollte mindestens 16 Bit und 44.1 kHz unterstützen. Höhere Werte, etwa 24 Bit / 48 kHz, sind technisch zwar besser, jedoch kein Indiz für einen besseren Sound.
- Charakteristik: Die Richtcharakteristik für Sprachmikrofone ist üblicherweise eine Niere (englisch: cardioid). Alternativ wäre auch eine Superniere vollkommen in Ordnung.
- Frequenzbereich: Der effektive Bereich der menschlichen Sprache liegt grob zwischen 100 und 12.000 Hz. Ob das Mikrofon laut Datenblatt „nur“ bis 18.000 Hz geht, während andere Modelle 20-22.000 Hz angeben, ist damit unerheblich. Gleiches gilt für eine besonders tief gehende Bassaufzeichnung.
- Monitoring: Möchten wir unsere eigene Stimme ebenfalls live auf den Kopfhörern wiedergeben, sollte das Mikrofon ein im Pegel und Mischungsverhältniss regelbares, latenzfreies Monitoring ermöglichen.
- Membran: Die Größe des Membrans gibt streng genommen keinerlei Hinweis auf die zu erwartende Qualität. Manche Hersteller nutzen die Gläubigkeit an „großes Mikrofon = toller Klang“ sogar aus und verbauen winzige (und billige) Mikrofonkapseln in übergroße Gehäuse.
Fazit
Natürlich tummeln sich im großen Fluss, der Bucht, beim Asia-Express, aber auch im Fachhandel jede Menge weitere Kandidaten, die von uns gekauft werden möchten. Die Auswahl reicht dabei von tatsächlich günstig bis einfach nur billig und unbrauchbar. Die dennoch durchgängig guten Bewertungen der Plattformen sollten wir daher äußerst kritisch hinterfragen. Ein hierzu passenden Video hat der TechBoss auf seinem YouTube-Channel veröffentlicht.
Ansonsten machen wir mit einem der hier genannten Kandidaten und auch vielen anderen Modellen grundsätzlich nichts falsch oder senden es bei nicht gefallen eben an den Absender zurück.